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Eine bewegte Geschichte

Karl der Grosse blickt auf eine bewegte Geschichte zurück. Seit das Gebäude im 8. Jahrhundert in verschiedenen Schriften erstmals als «Karli» erwähnt wurde, erlebte das Haus unzählige Besitzerwechsel, Renovationen und Umbauten – allein zwischen 1200 und dem Ende der Reformation 1517 wechselte der Besitzer des Hauses neun Mal. Danach gehörte es unter anderem dem Almosenamt und schliesslich dem Zürcher Frauenverein.

Im Bestreben, die während der Industrialisierung überbordende Alkoholsucht einzudämmen, schlossen sich 1894 Zürcher Frauen zum «Frauenverein für Mässigkeit und Volkswohl» zusammen. Die zuvor eingeführte Handels- und Gewerbefreiheit ermöglichte es ihnen, Kaffeestuben und -Hallen zu eröffnen. Am 1. März 1898 wurde das «Alkoholfreie Restaurant zu Karl dem Grossen» eingeweiht. Während mehr als 75 Jahren war Karl der Grosse in den Händen des Frauenvereins und erfreute sich lange grossem Erfolg. 1974 war der Verein aber wegen Liquiditätsproblemen gezwungen, die Liegenschaft abzustossen – Käuferin war die Stadt Zürich.

In der Zürcher Altstadt wohnten Mitte der 1970er Jahre viele SeniorInnen, deren Wohnungen oft gravierende Mängel aufwiesen. Sie hatten weder Warmwasser noch Waschküchen mit Waschmaschinen. Aufgrund dieser Situation entschloss der Gemeinderat im Jahr 1981, Karl zu einem Zentrum für Senior*innen umzufunktionieren – 1985 wurde dieses eröffnet. Zum Angebot des Zentrums gehörten nicht nur vielerlei Kurse und Aktivitäten, sondern auch die bis heute bestehenden Alterswohnungen.

Zehn Jahre später erfuhr Karl der Grosse erneut eine Umstrukturierung. Die Senior*innen waren mittlerweile finanziell besser gestellt, und so verlagerte sich die Unterstützung der Stadt hin zu einem breiteren Angebot für Jugendliche und Kinder. Karl der Grosse wurde in ein «Zentrum für alle» umgewandelt. Die Küche wurde ausgebaut und das bis jetzt bestehende Restaurant eingerichtet.

Mit der Jahrtausendwende brach auch für Karl der Grosse ein neues Kapitel an. 1999 wurde die Förderung von Soziokultur in der Zürcher Gemeindeverordnung verankert – «weniger Konsum, mehr Engagement» lautete das Motto der Stadträtin Monika Stocker. Eigeninitiative, Chancengleichheit und Integration sollten gefördert werden und Karl der Grosse hierbei eine wichtige Rolle spielen. So stellte das Leitungsteam um Fredi Murbach und Cornelia Jacomet ab 2000 die «zukunftsfähige Soziokultur» in den Fokus.

Seit 2013 hat sich Karl der Grosse zu einem Debattierhaus entwickelt und dient als Plattform für Veranstaltungen zu drängenden Fragen in Politik, Kultur und Gesellschaft.